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Im Kern besteht das Schlossensemble aus dem Schloss
selbst, der Schlosskirche und dem Mausoleum. Schloss und Kirche sind seit
Urzeiten streng getrennt, und das Kirchengelände in Form eines rechtwinkligen
Dreiecks schneidet tief in das Schlossgelände ein. Das Mausoleum steht auf der
Symmetrieachse des Schlosses und ist gegen diese um 45° gedreht, wobei der
Eingang auf weltlichem Gebiet, die Särge aber auf dem Kirchengrund stehen.
Zwischen
dem Schloss und dem Dorfkern (Schulgasse) wurde erst in moderner Zeit eine
Verbindung geschaffen, obwohl davon auszugehen ist, dass der Zweck der
Burganlage auch die Sicherung eines Weges von Giebelroth, durch den Gutshof,
entlang des Nordflügels des Schlosses und weiter durch die Schulgasse nach
Osten war. Die Anlage war nach Süden hin durch das breite und morastige
Quellgebiet der Schnauder abgeschirmt. Die künstlich angelegten Teiche dienten
kaum zur Verteidigung und wurden eher wirtschaftlich genutzt.
Das
Schloss wurde auf einem nach Osten hin flach und nach Süden hin in zwei Stufen
abfallenden Gelände errichtet. Nach Westen und Norden verlief das Gelände
vergleichsweise eben. Somit musste dort der Schlossgraben erst eingeschnitten
werden. Mit dem Aushub wurde sicherlich der Schlosspark aufgeschüttet. Ob der
Schlossinnenhof eine natürliche oder künstliche Erhebung war bzw. ist, ist
unbekannt. Das Schloss ist ohne Vorgängerbau als Ersatz- oder Ergänzungsbau der
Anlage des alten Schlosses in Giebelroth entstanden. Dabei kann man nicht davon
ausgehen, dass zu Beginn die jetzige Grundform schon angelegt war.
Das
aktuelle Aussehen des Schlosses erscheint hochsymmetrisch und planvoll. Im
Detail sind aber viele Abweichungen von der Idealform festzustellen, die
überwiegend aus der Nutzung älterer Gebäudeteile herrühren. So sind alle vier
großen Gauben unterschiedlich ausgeprägt und die Nördlichste sogar verbreitert
und verzogen, damit sie mit den Fenstern darunter ein einheitliches Bild
ergibt. Selbst die Fenster der Galerie im Westen sind nicht identisch, weil das
Eingangstor in seiner Breite dies verhinderte. Größere Abweichungen bestehen
vor allem zwischen dem Kellergeschoss und den oberen Geschossen. Hier konnten
die Lüftungsöffnungen wegen des dicken Mauerwerks nachträglich nicht mehr
perfekt der barocken Fensteraufteilung angepasst werden.
Über
weite Zeiträume war das jetzige Schloss nicht viel mehr als ein „Festes Haus“
mit einem vergleichsweise hohen Turm. Vor allem Benennungen, wie „Jagd- und
Lustschloss der Bischöfe“ zeichnen ein völlig unrealistisches Bild der Anlage.
Es ist davon auszugehen, dass auch die Familie von Creutz weder auf einem
Schloss, noch einer Burg residierte, sondern auf einem (immerhin in Stein
gebauten) regionalen Adelssitz. Erst im 17. und 18. Jahrhundert wurde die
Anlage in nur rund 50 Jahren konsequent in der heutigen Form erstellt.
Wassergraben, Zugbrücke und die kleinen Türme sind reines Schmuckwerk und
hatten keine militärische Bedeutung.
Baugeschichtlich
ist festzustellen, dass der Nordflügel in der ersten Hälfte des 17.
Jahrhunderts inkl. Halb- und Rundturm im Stil der Renaissance im Erd- und
Obergeschoss erbaut wurde. Um 1670 wurde ein im Grundriss identischer
frühbarocker Südflügel vom Keller bis zum Dach fertig gestellt. Die Außenmauern
im Innenhof sind in einem Stück im Norden, Osten und Süden erbaut und lassen
ein schlüssiges Konzept erkennen, wobei der kurze Ostflügel wohl zuletzt
errichtet wurde. Vorlage war offenbar Schloss Moritzburg in Zeitz, das in eben
dieser Zeit erneuert worden ist. Die Grundrisse des Mittelteils des Nordflügels
lassen einen im Erdgeschoss zum Innenhof offenen und im Obergeschoss zum
Innenhof geschlossen Gang vermuten. Bis zum Jahre 1700 wurde dann der
Nordflügel dem Südflügel angepasst und die Anlage in ihren Fenstern barock
erneuert. Wann genau in dieser Zeit das Erdgeschoss der Galerie und die
Turmobergeschossse entstanden, bleibt offen.
Zum
Zustand des Schlosses vor 1600 sind nur wenige Aussagen vorhanden. Schlüsse
können bislang nur aus der Lage und Ausrichtung der Kellerräume im Nordflügel,
dem kleinen aber massiven Anbaus nördlich des Turmes in Erd- und Obergeschoss
und daraus abgeleitet werden, dass der Turm nach Süden hin nicht verbaut war.
Die auf
dieser Seite gezeigten Bilder entsprechen ungefähr dem Stand von 1930
weitestgehend ohne Bepflanzung.
Schloss Westflügel
Dies ist die Schauseite und zugleich der jüngste Flügel
des Schlosses. Das Kellergeschoss hat laut Grundriss keine Räume, obwohl eine
kleine Lüftungsöffnung anderes vermuten lässt. Eine eigentümliche Einwölbung im
Sockel, die leicht aus dem Baukörper hervorspringt, kann nicht erklärt werden.
Sie soll sich bis zum Ostflügel des Schlosses fortsetzen. Es ist zu vermuten,
dass es sich um einen Entlastungsbogen handelt. Im Erdgeschoss befindet sich
die wohl ältere Toranlage, an der noch die Rollen der ehemaligen Zugbrücke zu
erkennen sind. Um 1800 wurde sie durch eine feste Zufahrt ersetzt. Offenbar
bestand in barocker Zeit nur das Erdgeschoss der Galerie. Das Obergeschoss
wurde wohl ebenso erst um 1800 aufgesetzt und somit die Gesamtanlage vervollständigt.
Die Fensterachsen im Obergeschoss sind über dem Tor verbreitert, um insgesamt
eine ansehnliche Fensteraufteilung zu gewährleisten. Die beiden Halbrundtürme
(eigentl.: Erker bzw. Auslucht genannt) sind im oberen Teil wahrscheinlich
ebenfalls erst um 1800 oder danach entstanden.
Schloss Südflügel
Begrenzt
von Rund- und Halbrundturm ruht dieser Flügel auf einem gewaltigen, einheitlich
erbauten Keller, der von vier Pfeilern getragen wird. Von diesem aus gibt es keinen
erkennbaren Zugang ins Erdgeschoss oder in die anderen Keller. Von den
ursprünglich 10 Lüftungsöffnungen wurden 5 mit Steinfassungen versehen und in
zwei Türenöffnungen gebrochen. Im umlaufenden Sockel ist ein Wasserabfluss
erhalten. Das Erdgeschoss ist bis auf das Westende mit Kreuzgewölben versehen,
darunter 6 sehr gleichmäßige Einwölbungen. Im Obergeschoss gibt es nur noch
Holzdecken. Im Rundturm sind Türeinfassung und Auflage der Brücke zur Kirche
noch erkennbar. Der Südflügel ist ohne erkennbare Brüche in der Mitte des 17.
Jahrhunderts in einer Bauphase entstanden. Vorgängerbauten sind nicht
nachweisbar.
Schloss
Nordflügel
Der Nordflügel, der im Kern deutlich älter als der
Südflügel ist, enthält im Mittelteil des Kellergeschosses mehrere unregelmäßige,
tonnengewölbte Räume, die über einen langen Gang Richtung Turm verbunden sind.
Unter dem Ostende befindet sich ein Raum, der nur über den Rundturm zu
erreichen ist. Das Westende enthält laut Grundriss keine Räume. Fast alle
Lüftungsöffnungen des Kellers des Nordflügels sind seit längerem vermauert oder
nur als Schmuckelemente zu deuten. Erd- und Obergeschoss entsprechen Außen
denen der Südseite, auch wenn sie nicht so akkurat und bis auf die Nordostecke
des Erdgeschosses nicht eingewölbt sind. Dies wird sich aus der teilweisen
Verwendung eines Vorgängerbaus ergeben haben. Im Rundturm sind vier figürliche
Darstellungen, meist als Die Vier Jahreszeiten gedeutet, erhalten. Sie stammen
wohl noch aus vorbarocker Zeit. Der Nordflügel war um 1600 in verkürzter Form
vorhanden. Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Flügel an das Aussehen des
Südflügels angepasst. Weiterhin wird vermutet, dass der Kellersockel erst
später ausgegraben sowie außen mit Steinen verblendet wurde. Somit lagen die
Kellerräume zuvor wirklich unter Bodenniveau.
Schloss
Ostflügel
Der Ostflügel ist der am meisten überbaute Teil des
Schlosses. Im Südteil des Kellergeschosses befinden sich der große Eingang ins
Gewölbe des Südflügels und ein kleiner, vermauerter Eingang, der direkt am Turm
entlang ins Erdgeschoss führt. Im Nordteil sind zwei oder drei vermauerte
Öffnungen zu erahnen, deren frühere Funktion unklar ist. Im Erdgeschoss darüber
ist eine Mauerfuge zu erkennen, die den ältesten Anbau an den Schlossturm
wiedergeben soll. Dieser ist 1590 in seiner Ursprungsform offenbar noch
vorhanden. Das Obergeschoss zeigt die Auflieger der ehemaligen Außentoilette.
Insgesamt ist diese Front, auch in ihrer barocken Fassung, sehr unregelmäßig.
Auch im Innern ist die Raumaufteilung davon geprägt, dass hier ältere
Gebäudeteile in neuere Bauphasen einbezogen wurden und dass hier die Einbindung
der stumpfwinklig abgehenden Seitenflügel erfolgen muss.
Schlossturm
Der Schlossturm besteht im Wesentlichen aus drei Teilen.
Auf der Höhe des Keller-, Erd- und Obergeschosses befindet sich je ein
tonnengewölbter Raum. Die früheren Fensteröffnungen sind z.T. durch die
Anbauten verdeckt. Der Zugang zum Turmaufstieg mit Holz-Wendeltreppe ist erst
im jetzigen Dachgeschoss auf der Ostseite, früher an der Nordseite. Ganz oben
sind dann die beiden barocken Turmgeschosse. Der Turm ist bis zur Spitze nur 41
Meter hoch. Das oberste Fenster liegt aber nur 29 Meter über dem Bodenniveau
der Ostseite des Schlosses und damit nur gut 25 Meter über dem Innenhof. Die Laterne
darüber kann nicht ohne weiteres erklommen werden. Für die Rekonstruktionen hat
das schon erwähnte Bild von 1590 erhebliche Bedeutung. Es zeigt einen
Zinnenkranz und einen, offenbar hölzernen, kleineren, rechteckigen Aufbau.
Weiterhin sind im Bild deutlich mehr Fenster zu sehen, als die heutige Fassade
dies widerspiegelt.
Schlosshof
Der
Schlosshof weist kaum Auffälligkeiten auf. Im Osten ist über dem Eingang das
Wappen der von Herzenbergs zu erkennen. Direkt über dem Boden sind die Lüftungsöffnungen
der Kellerräume, die sich vor dem Turm befinden. Die Fenster des Nord- und
Südflügels sind im Erdgeschoss halb vermauert. Im Westflügel sind die Fenster
des Erdgeschosses schon längere Zeit nicht mehr vorhanden. Im Innern von Nord-,
Ost- und Südflügel des Erdgeschosses ist ein umlaufender, kreuzgewölbter Gang
vorhanden.
Kirche
Turm
Der als
Wehrbau begonnene Turm mit quadratischem Grundriss soll, wie auch das Schiff,
aus romanischer Zeit stammen, was einzig aus dem Nordportal des Schiffes
geschlossen wird. Im unteren Niveau ist er zum Kirchenschiff hin geöffnet
worden. Der Zugang zu den Ober- und Turmgeschossen ist an seiner Nordseite in
ca. 2 Meter Höhe über eine Steintreppe. In barocker Zeit erhielt der Turm seine
jetzige Haube. Davor hatte der Turm einen sehr spitzen Aufbau, der wohl
komplett in Holz ausgeführt wurde. Eine Darstellung vom Ende des 16.
Jahrhunderts lässt den Kirchturm höher als den Schlossturm erscheinen. Der
achteckige, in Sandstein ausgeführte Aufbau entstand wohl noch in vorbarocker
Zeit. Die Kirche hatte eine Uhr, deren Zeiger sich umlaufend in den vier
quadratischen Öffnungen befanden.
Kirche Schiff
Das
Schiff ist ein schlichter Bau mit Holzdecke. Im Norden ist der rundbogige
romanische Eingang. An der Südseite sind drei Fenster erhalten. Reste von
älteren und kleineren Fenstern sind im Mauerwerk nachgewiesen worden. Ein nur
noch von Innen erkennbares kleines Fenster und ein darüber liegendes Epitaph,
das in eine ehemalige Fensteröffnung einsetzt wurde, sind die einzigen
markanten Details. Ein Mauerrest an der Nordwestaußenseite lässt einen älteren,
tieferen Dachansatz erkennen. Für die Rekonstruktion wird davon ausgegangen,
dass bis ca. 1700 die Emporen von Süden her über eine Treppe erreichbar waren.
Als der barocke Park angelegt wurde, musste diese Treppe weichen, die Tür wurde
vorübergehend mit einem Fenster und später mit dem Epitaph verschlossen. An der
Stelle der Treppe konnte dann auch das dritte große Fenster angelegt werden. Ab
dieser Zeit waren die Emporen durch den Kirchturm zu erreichen.
Kirche
Chor
Der Chor ist ein verzogener Anbau an das Kirchenschiff mit
rechtwinkligem Abschluss. Von Außen ist eine Türnische an der Ostseite zu
erkennen, die zuvor den Eingang zu den Kirchstühlen des Pfarrers und Lehrers
bildete. An der Südostecke der Außenseite ist ein Mauervorsprung erhalten, der
mglw. von einem früheren Dachansatz stammt. Eine barocke Darstellung zeigt die
Firsthöhe des Chores deutlich niedriger als heute. Für die Rekonstruktion wird
angenommen, dass der Chor erst im 17. Jahrhundert um das zweite Joch erweitert
wurde. Zuvor könnte dort eine Aspis gestanden haben. Im Chor hinter dem Altar
war eine Holzempore eingezogen, die für die Schlossbesitzer reserviert war. Sie
konnte von der Patronatsloge aus betreten werden, die über der Sakristei
angelegt wurde. Turm, Schiff und Chor haben ein einheitliches Fußbodenniveau.
Der äußere Eindruck, die Kirche wäre in einen Hang hinein gebaut worden,
täuscht. An den Chor schließt sich eine kurze und hohe Mauer an, die im oberen
Teil Balkenlöcher aufweist.
Kirche
Nordseite
Die Die Anbauten an der Nordseite stammen aus einem langen
Zeitraum und durchdringen sich vielfach. Ältester Anbau ist der mit zwei runden
Fenstern versehene Raum direkt am Schiff. Er war wohl vormals eine Kapelle, hat
aber keine Türverbindung zum Schiff. Das mit Kreuzgewölbe versehene Mauerwerk
geht östlich über das Schiff hinaus. In seiner Entstehungszeit hat also der
Chor oder eine kleinere Apsis bereits bestanden. Nördlich des Chores ist die
heutige Sakristei erbaut worden. Die jetzigen Fenster sind jüngeren Datums. Die
Sakristei wurde im Obergeschoss mit Fachwerkbauten ergänzt und nachträglich
verbreitert, was in der Fensteraufteilung deutlich wird. Auch der
Eingangsbereich war und ist mit Schlepp- und Vordächern versehen, deren
aktuelle Formen erst während der letzten Restaurierung entstanden sind. In
Barocker Zeit hat an der Nordseite in Höhe des Obergeschosses ein Gang
bestanden, der mit einer Brücke zum Schloss verbunden war. Bis ca. 1770 gab es
im Eingangsbereich nur ein Vordach, das erst in dieser Zeit mit Mauerwerk
umbaut wurde.
Mausoleum
Das
quadratische Gebäude ist in eine künstliche Erhebung und in die vormals durchgängige
Mauer hineingebaut. Die an dieser Stelle sehr hohe Mauer trennt den
Schlossbereich vom Friedhof und vom Ort. Sie wird in barocker Zeit ohne
Durchgang bis an den Kirchturm geführt haben. Im Keller des Mausoleums befinden
sich die, nach der Plünderung in DDR-Zeiten, notdürftig hergerichteten Särge
von Mitgliedern der Familie von Herzenberg.